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Stellungnahme Planentwurf 8143, ehem. Ariadne Fabrik, Pförtnerhaus, Simmeringer Hauptstraße 501, 11.02.2015

Stellungnahme zum Entwurf Flächenwidmungs- und Bebauungsplan Nr. 8143, Kat.G. Kaiserebersdorf in Simmering, 1110 Wien

Für das Gebiet zwischen Csokorgasse, Nowalskigasse, Landesgrenze (Stadtgrenze) und Simmeringer Hauptstraße.

Der Verein Initiative Denkmalschutz gibt folgende Stellungnahme ab:

Im Plangebiet befindet sich in der Simmeringer Hauptstraße 501 (Ecke Csokorgasse 2) das Backstein-Pförtnerhaus mit Eingangstor der ehem. Ariadne Draht- und Kabelwerke. Dies ist der letzte Überrest der 1921 bis 1924 erbauten Fabrik, die vom bekannten und 1928 ausgewanderten Architekten Michael Rosenauer entworfen wurde. Michael Rosenauer (*1884 in Wels, + 1971 in London) schuf während seiner Zeit in Österreich viele ausgezeichnete Bauten für private und öffentliche Auftraggeber. 1929 wird er als “einer der führenden Architekten Österreichs” beschrieben (Das Jahrbuch der Wiener Gesellschaft 1929).

Die Empfehlungen im Detail:

Es wird vorgeschlagen das historische Backstein-Pförtnerhaus samt markantem, in Art Deco Anklängen gestalteten Eingangstor bestandsgenau zu widmen, um damit den Bestand zu sichern (Baufluchtlinien exakt dem Bestand anpassen, Höhenwidmung exakt bis zur Traufkante des Bestandes, detto Dachhöhe und -neigung).

Begründung:

Der rasant fortschreitende Verlust der historischen Industriebauten Wiens (dieser Tage werden beispielsweise die Brown Boveri-Werke in der Gudrunstraße 187 in Favoriten abgerissen) rechtfertigt diesen wichtigen Teil der Wiener Arbeits-, Industrie- und Sozialgeschichte zu erhalten (u.a. arbeitete die bekannte Widerstandskämpferin und sozialistische (sozialdemokratische) Politikerin Rosa Jochmann für die Kabelfabrik Ariadne). Das Pförtnerhaus samt Eingangstor könnte für die zukünftigen Bewohner der geplanten Wohnhausanlage eine identitätsstiftende Eingangssituation bilden und der fortschreitenden Monotonisierung des Wiener Stadtbildes entgegenwirken. Dieser Eingangsbereich könnte auch die im Rahmen des kooperativen Planungsverfahrens gewünschte “Torsituation” bilden, die “als sichtbarer städtebaulicher Akzent” gesetzt werden soll (Erläuterungsbericht S. 7). In Anbetracht der Kleinheit des bestehenden Gebäudes in Bezug auf die Größe der geplanten Wohnanlage meinen wir, dass dies im Sinne der Stadtentwicklung problemlos vertretbar ist, zumal auch die vorgesehenen Baukubaturen am Grundstück anders verteilt werden könnten. Architekt Michael Rosenauer hat sich durch seine an zentralen Werten der Architektur des 20. Jh. orientierenden Werken zu einem international geschätzten Architekten entwickelt, der allerdings in Österreich nur noch wenigen Experten bekannt ist. Umso mehr verdienen seine frühen Werke erhalten zu werden. Und dies gilt auch besonders für das Backstein-Pförtnerhaus in der Simmeringer Hauptstraße 501.

Abschließend muss bemängelt werden, dass die Ausschreibungsbedingungen für das so genannte “kooperative Klausurplanungsverfahren” (Zitat Erläuterungsbericht S. 7) nicht vorher öffentlich bekannt gemacht wurden. Somit wurde unserem Verein die Möglichkeit genommen seine Bedenken bzgl. des geplanten Abrisses des Pförtnerhauses samt Eingangstor gegenüber den verantwortlichen Behörden, Bezirks- sowie Gemeindepolitikern frühzeitiger zu äußern.

Foto: Fotos: Markus Landerer, Initiative Denkmalschutz
Mehr Fotos siehe Fotoalbum Erich J. Schimek für die Initiative Denkmalschutz: https://www.flickr.com/photos/id_ejs/sets/72157648316381873/

Quellen:

Markus Landerer und Claus Süss
im Namen des Vorstandes
Initiative Denkmalschutz
Verein für den Schutz bedrohter Kulturgüter
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1090 Wien / Vienna
Österreich / Austria
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