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Springer-Schlößl, Samstag, 16. Jänner 2010

Führung durch das Springer-Schlößl und seinen Park in Meidling durch Dr. Dietmar Halper, Direktor der PolAk der ÖVP, sowie eine Präsentation der Pläne der PolAk in dieser historischen Anlage.

Zeit: 10 Uhr

Ort: Tivoligasse 73, 1120 Wien (im Empfangsbereich des Schlößls)

Anmeldung erforderlich !

Führungsbeitrag (Spende) € 8,-

Informationen zu PolAk und Springer-Schlößl: http://www.polak.at, http://www.springer-schloessl.at

 

Die Mitglieder des Vereins “Initiative Denkmalschutz” begeben sich diesmal auf das Anwesen eines der bedeutendsten Wirtschaftsmagnaten des 19. Jahrhunderts. Unter Baron Springer wurde es zu einem gesellschaftlichen Treffpunkt ersten Ranges. lm Gästebuch sind Eintragungen von Adeligen, Diplomaten, Künstlern, Schauspielern und Vertretern der Finanzwelt sowie des Großkapitals zu finden, was auch der Grund für die reiche Ausstattung von Villa und Park war.

Ursprünglich befand sich das große Parkareal im Eigentum von Baron Carl von Hügel, dem Oberstgartenmeister des benachbarten Schlossparks Schönbrunn. Hügel legte die beiden Parks gleichzeitig an. Einige Naturdenkmäler zeugen noch heute von seinem gärtnerischen Können.

Theater & Repräsentation

Baron Gustav von Springer kaufte der Familie Hügel das Areal ab und ließ 1887 von den bekanntesten Theaterarchitekten ihrer Zeit – Fellner und Helmer – das so genannte Springer-Schlössl errichten. Sie schufen an die 50 Theaterhäuser im deutschsprachigen Raum, z.B. das Ronacher, das Konzerthaus in Wien, die Frankfurter Oper, aber auch die Oper in Czernowitz. Theatralisch ist auch die Ausstattung dieses Anwesens, wie zum Beispiel der schwungvolle Stiegenaufgang, das Glasdach oder die vollständige Täfelung in reichgeschnitztem Nussholz.  All dies war typisch für die Zeit des Historismus und doch in dieser Form einmalig, diente es doch einem der reichsten Männer der Monarchie zur Repräsentation. Die Bauausführung der “Springer-Villa” fand damals so großen Anklang, dass das Haus zweimal nachgebaut wurde, vom serbischen König Milan in Belgrad und vom Grafen Stefan von Karolyi in Ungarn. Von den berühmten Künstlern, die in dieser Villa zu Gast waren, seien Katharina von Schratt, Alexander Girardi, Max Reinhardt oder Baron Hasenauer, der Erbauer des Burgtheaters, genannt. Wegen der ausgezeichneten Akustik der Halle spielte auch der berühmte Musiker und Komponist Roggiero Leoncavallo gerne hier.

Lebensfreude &  der papierene Teich

Lebensfreude drückte auch der Garten des Barons aus, der – wie am Ende des 19. Jhdt. üblich – im Stil eines englischen Landschaftsgartens und mit illustren Bauwerken gestaltet wurde.  1890 vergrößert Baron Springer seinen Park durch den Kauf des Areals südlich des Stalls bis zur Schwenkgasse/Hohenbergstraße, später kaufte er noch den letzten Teil des “Gatterhölzl” dazu. Damit hatte das Anwesen damals eine Größe von cirka 100.000 m² erreicht. Und noch eine Besonderheit hatte der Park von Baron Springer vorzuweisen, nämlich den ersten “papierenen Teich”, der 1893 nach dem System von Hans Felsinger gebaut wurde. Der Teichboden wurde nach diesem Verfahren nur mit Teerpappe und Holzzement abgedichtet. Hier war der Erfolg so überzeugend, daß in den Jahren ab 1903 zahlreiche Wiener Teichanlagen, so im Maria Josefapark, im Wertheimsteinpark, im Stadtpark, im Türkenschanzpark und auch auf verschiedenen Herrschaftsgütern in Österreich nach diesem System angelegt wurden. Im Jahre 1906 erhielt sogar der Hochstrahlbrunnen diese Abdichtung.

Gauschule & Verkauf

Nach dem Tod Baron Springers wurde 1920 seine Tochter Marie, die Baron Elie de Rothschild geheiratet hatte, Eigentümerin des Besitzes, kam aber meist nur zweimal jährlich aus Paris hierher. 1936 emigrierte Baronin Rothschild endgültig nach Frankreich. Ende 1939 wurde das Haus von den Nationalsozialisten als jüdisches Eigentum beschlagnahmt und in ein Gauschulungshaus umgewandelt. Gegen Ende des Krieges kam die Gauschule auf die Liste jener Objekte, welche von den Alliierten mit Bomben belegt werden sollten. In den letzten Kriegsmonaten bekam der Park seinen “Bombenteppich”. 22 Bomben landeten vor der Villa, das Hauptgebäude selbst wurde nicht getroffen, aber die Fenster und Türstöcke wurden unbrauchbar.

1945 wurde das Gebäude geplündert, sowjetische Tanks fuhren die Umzäunung nieder, wodurch der Eindruck völliger Vernichtung vollendet wurde. Nach Kriegsende bekam Marie Springer die devastierte Villa zurück.

1949 sucht das Provinziat des Kapuzinerordens bei Marie Wooster-Springer um den Bau einer Kirche in der südöstlichen Ecke des Gartens an.

1953 stirbt Prank Wooster. Da es nicht möglich ist, das Anwesen mit privatem Vermögen in gutem Zustand zu erhalten, verkauft Mary Wooster-Springer nun das Grundstück an den Verein ,,Wiener Volksheime“ mit der Auflage, das Herzstück (die Villa) und die Naturdenkmäler zu erhalten. ln der Villa entsteht ein Schulungsheim.

1955 erfolgen die Grundsteinlegungen für die Klemens Maria Hofbauer-Kirche im “Gatterhölzl” und 350 Eigentumswohnungen der Julius Raab-Wohnhausanlage.

1975 erfolgte der Beschluss zum Umbau in ein Seminarhotel durch die Politische Akademie der ÖVP.

Derzeit gibt es eine öffentliche Diskussion über die geplante Verbauung des noch erhaltenen und als Naturschutzgebiet ausgewiesenen Teils des ehemaligen Springer-Parks bzw. des Alternativstandortes, der so genannten Marillenalm, die Parkschutzgebiet ist.