Beatrixbad, Sonntag, 9. Jänner 2011

! kurzfristiger Einschub !

Besichtigung des Beatrixbades

Es führt Dr. Gerhard Hertenberger

Treffpunkt: 12:00 Uhr, vor dem Haus, Linke Bahngasse 9, 1030 Wien (nahe U3/U4-Station Landstraße/Wien-Mitte)
Anmeldung erforderlich (beschränkte Teilnehmerzahl!)

Für Mitglieder der Initiative Denkmalschutz: 5 Euro (Spende)
Für Nicht-Mitglieder: ab 20 Euro (Mitgliedsbeitrag, erste Führung gratis)

Es wird gebeten selber Taschenlampen mitzubringen!

Früher gab es ja offenbar in den Bezirken viel mehr (kleinere und größere) Bäder als heute – vermutlich auch deshalb, weil viele Wohnungen kein Bad besaßen.

Eines dieser sehr alten Bäder hat sich – wie wir sehr erstaunt festgestellt haben – im monumentalen Zinshausblock in der Linken Bahngasse 9 (Beatrixgasse 14B) im 3. Bezirk bis heute erhalten. Auch das Bezirksmuseum wusste bis vor kurzem nichts davon, man sieht von außen NICHTS, das vermuten lässt, dass im Haus ein uraltes Bad existiert.
Das Haus mit aufwändig dekorierten Fassaden wurde 1888 von den Architekten Wieser&Lotz und der Baufirma Dehm&Olbricht erbaut, das Bad dürfte etwa in dieser Zeit entstanden sein, genau wissen wir es noch nicht. In der Zwischenkriegszeit hat u.a. der Sportler, Arzt und Schauspieler Gunther Phillipp trainiert (bekannt aus Filmen mit Peter Alexander u.a., war einst ein ausgezeichneter Sportler). Auch der jüdische Verein HAKOAH hat anscheinend hier trainiert.
Kurz vor dem 2. Weltkrieg war das Bad definitiv noch in Betrieb, wie wir aus einer alten Bäderliste wissen. Im 2. Weltkrieg diente das große Schwimmbecken offenbar als Luftschutzkeller bei Bombenangriffen, wie u.a. ein weißer Farbstreifen im Becken und in den Gängen zeigt, der nach Beleuchtung im Dunkeln grünlich leuchtet. Bei Stromausfall sollte so eine Panik verhindert und eine Orientierung ermöglicht werden. Der Streifen zeigt u.a. den Weg zu einem Fenster hoch oben, wo man auf die Straße klettern könnte, wenn das Haus durch einen Bombentreffer einstürzt.
Nach 1945 verfiel dieses Bad in einen “Dornröschenschlaf”, einige Zeitungen und Müll verrät, dass gelegentlich Besucher in das tief gelegene Areal hinabstiegen. (Zeitungen z.B. aus den 50er und 60er Jahren, Milchpackerln aus den 1980er Jahren, etc)
Außer dem großen Becken mit seinen teils zerbrochenen Marmor(?)fliesen fanden wir noch eine sehr große Zisterne, aus der vielleicht das Wasser geholt wurde.
In einem alten Plan war eine Treppe eingezeichnet, die vom Kellergeschoß nach UNTEN (!) führte. Wir bekamen von der Hausverwaltung die Erlaubnis, den Bereich zu untersuchen und den Schutt beiseite zu räumen, und fanden tief im Schutt die Stufen einer zerstörten Treppe, sowie weiter unten einen Kriechgang, der zu einer weiteren, bisher unbekannten großen Zisterne führt. Außerdem tauchten kurz vor Weihnachten 2010 zwei merkwürdige Maschinen im Schutt auf, die vielleicht Pumpanlagen gewesen sein könnten. Wissen wir noch nicht…
Das Bad und seine umliegenden Räume sollen von der neuen Hausinhabung neu hergerichtet werden, eventuell als Schwimmbecken für ein edles Fitnesscenter. Man kann nur hoffen, dass die historischen Spuren zumindest teilweise erhalten bleiben. Jedenfalls ist der Besuch am 9. Januar eine ganz besondere Gelegenheit, einen “verwunschenen” Ort zu sehen, an dem die Zeit stehen geblieben ist. – Kurz vor Beginn der Bauarbeiten, die anscheinend im Januar und Februar anlaufen sollen.

Alte Abbildungen: Bezirksmuseum Landstraße