1210_Mosaik

Mosaike an Wiener Wohnbauten, Samstag, 22. September 2012

Mosaike an Wiener Wohnbauten an Hand von Beispielen aus Floridsdorf

Mit Mag. Gerhard Jordan. Vom Gemeindebau „Dag-Hammarskjöld-Hof“ mit seinen Mosaik-Wandbildern „phantastischer Realisten“ zu den Hauszeichen in der Anlage „Siedlung Jedlesee“ ergibt sich ein interessantes Bild der „Kunst am Bau“ in der Zeit zwischen 1950 und 1960.

Anmeldung erforderlich.

 

Treffpunkt: 14:00 Uhr, Franz-Jonas-Platz (vor Ausgang Bahnhof Floridsdorf), 1210 Wien.

Dauer: ca. 2-3 Stunden

Für Mitglieder der Initiative Denkmalschutz: 8 Euro (Spende)
Für Nicht-Mitglieder: ab 20 Euro (Mitgliedsbeitrag, erste Führung gratis)

Mosaike an Wohnanlagen in Floridsdorf

Bei den aus Energiespar- und Klimaschutzgründen erforderlichen Maßnahmen zur Gebäudesanierung und Wärmedämmung – vor allem bei Gebäuden, die in der Zeit zwischen dem Beginn der 1950er-Jahre und dem Ende der 1970er-Jahre errichtet wurden -, gerät (zwangsläufig) ein schon weitgehend „verschütteter“ Teilaspekt der Wiener Nachkriegskultur wieder ins Bewusstsein: die sogenannte „Kunst am Bau“ mit ihren Mosaiken.

Die Stadt Wien hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Menschen, vor allem jenen in den Außenbezirken (deren Möglichkeiten, Zugang zur „bürgerlichen Hochkultur“ zu finden, eingeschränkt waren), bildende Kunst näher zu bringen, indem an den neu errichteten Gemeindewohnanlagen Sgraffiti, Reliefs, Hauszeichen und vor allem Mosaike angebracht und auf den Freiflächen oft Skulpturen und Plastiken errichtet wurden (die Palette reicht von Figuren von Menschen oder Tieren über abstrakte Darstellungen bis zu Spielplastiken, Brunnen, Orientierungspfeilern u.a.m.). So entstand sozusagen eine Art „Open Air-Museum“ mit freiem Eintritt.

Fünfzig, sechzig Jahre nach ihrer Aufstellung ist der größte Teil dieser Objekte immer noch da – mit Ausnahme einiger Brunnenanlagen die wegen der Erhaltungskosten aufgelassen bzw. „trocken gelegt“ wurden, frei stehender Skulpturen die dem Wetter oder Vandalismus zum Opfer fielen etc.  Doch dieses „Dasein“ ist ein anderes als zu der Zeit als es in Österreich noch nicht einmal das Fernsehen gab – durch Internet, neue Medien und durch das ständige Einströmen einer Flut von schnell wechselnden Bildern sind die Werke der „Kunst am Bau“ heute aus dem Bewusstsein der Bevölkerung praktisch verschwunden. (1)   Selbst Gemeindebau-BewohnerInnen die mehrmals am Tag daran vorbei gehen, nehmen sie nicht mehr wahr.  Dazu kommt noch, dass an den Werken natürlich der „Zahn der Zeit“ nagt und sie manchmal von Bäumen und Sträuchern, die in der Zwischenzeit stark gewachsen sind, überwuchert wurden und schlecht sichtbar sind.

Die Sanierungen der Wohnbauten sind nun eine gute Gelegenheit, auch die Mosaike herzurichten, sie eventuell an besser sichtbarer Stelle zu positionieren und z.B. auch durch die Wechselwirkung mit der Farbgebung der neuen Fassaden deutlicher optisch hervorzuheben (jüngstes Beispiel: ein nunmehr fast „leuchtendes“ Mosaik von Herbert Schütz aus 1960 an der Karl-Aschenbrenner-Gasse 4, im Dag-Hammarskjöld-Hof).

Ein kleines Stück Wiener Zeitgeschichte kommt auf diese Weise aus der Versenkung hervor – die damaligen Überlegungen, Kontroversen und Gedanken wären es wert, von einem breiteren Publikum rezipiert zu werden.

Beispiel:  der 21. Bezirk

Der konkrete Anlass, mich mit der „Kunst am Bau“ in meinem Heimatbezirk stärker zu beschäftigen, war die Tatsache dass der NS-belastete Bildhauer Wilhelm Frass (1886-1968), der nach dem „Anschluss“ 1938 u.a. an sogenannten „Entschandelungen“ (also braunen „Säuberungsaktionen“) beteiligt war und für seine geschmacklosen und umstrittenen Kriegerdenkmäler berüchtigt ist (2), noch in den 50er-Jahren Werke in Floridsdorfer Gemeindewohnanlagen aufstellen durfte. Es gelang mir, die Bezirksvertretung dafür zu sensibilisieren und anzuregen, dass auf diesen Werken mit geeigneten Zusatz-Installationen auf die Rolle der Kunst in der Zeit der Nazi-Diktatur und auf deren Nachwirkungen entsprechend hingewiesen werden soll.

Doch dieser Beitrag soll sich lediglich auf die Mosaike in Floridsdorf beschränken – mit Schwerpunkt auf dem kommunalen Wohnbau, ich werde aber auch Mosaike auf privaten Wohnanlagen streifen, da dieser Vergleich nicht uninteressant ist. Eine detailliertere Aufarbeitung (für ganz Wien) würde sich jedenfalls lohnen.

Floridsdorf, ein ehemaliger ArbeiterInnenbezirk mit heute 145.000 EinwohnerInnen (Tendenz: stark wachsend), hat den zweithöchsten Anteil an Gemeindewohnungen aller 23 Wiener Bezirke – sowohl in absoluten Zahlen (mit rund 26.000 knapp hinter dem 10. Bezirk, Favoriten) als auch in Prozenten (die rund 36% Anteil in Floridsdorf werden nur vom 11. Bezirk, Simmering, übertroffen). Etwa vier von fünf im 21. Bezirk errichteten Gemeindewohnungen entstanden in den Jahren 1949 bis 2001. In die erste Hälfte dieser Periode fällt auch die Blütezeit der sogenannten „Kunst am Bau“.  

Bis 1950 hatten konservative Künstlervereinigungen einen gewissen Einfluss auf die Auftragsvergabe, danach oblag das Vorschlagsrecht dem Kulturamt der Stadt Wien (der erste für diesen Bereich zuständige Referent war Eduard Gaertner).

Die Stadt Wien konnte somit auch gestalten.  Allerdings: Beim Betrachten der Kunstwerke aus den 1950er-Jahren mit heutigen Augen fällt deren „Biederkeit“ auf, oft wird eine „heile Welt“ beschworen (bis zur schmerzhaften Aufarbeitung der NS-Vergangenheit sollten noch Jahrzehnte vergehen). Es wurde dennoch versucht, den Menschen in den Außenbezirken auch die Moderne nahe zu bringen, über einige Werke gab es sogar heftige Diskussionen. Und mehrere innovative junge KünstlerInnen (unter ihnen eine Reihe Wotruba-Schüler) erhielten Aufträge.

Was heute ebenfalls befremdend wirken mag: die Aufträge hatten auch eine soziale Dimension (wir sprechen von einer Zeit lange vor dem Durchbruch des „neoliberalen Mainstreams“). Gezielt wurden immer wieder einkommensschwache Künstler und Künstlerinnen gefördert, wenn möglich aus der Region – unter ihnen befand sich ein überraschend hoher Anteil an Frauen.  Irene Nierhaus hat berechnet, dass von den rund 450 zwischen 1949 und dem Beginn der 80er-Jahre betrauten KünstlerInnen 103 Frauen waren, also fast ein Viertel!  (Nierhaus 1993, S. 34/35).

Starke Frauen-Beteiligung

Wenn wir uns die Zahlen für Floridsdorf ansehen – und hier speziell den Bereich der Mosaike -, dann ergibt sich ein ähnliches Bild.

Im 21. Bezirk wurden zwischen 1950 und 1972 insgesamt 183 Mosaik-Hauszeichen (davon sind 176 noch erhalten) angebracht, sowie knapp 20 weitere Objekte (z.B. großformatige Mosaik-Wandbilder an Fassaden oder frei stehenden Betonwänden, Pfeiler mit Mosaikbelag u.ä.).  Das heißt, 90% der „Kunst am Bau“-Mosaike sind neben oder über Eingangstoren zu Gemeindebau-Stiegen zu finden, wo sie praktischerweise auch gleich als optische Orientierung für Kleinkinder dienen konnten. Listen wir alle an diesen für Floridsdorf bestimmten Mosaik-Werken tätigen KünstlerInnen auf, so kommen wir auf rund 40 bis 45, unter ihnen 13 Frauen, also nahezu ein Drittel (3).  Allerdings muss dazu gesagt werden, dass Frauen überdurchschnittlich oft bei den kleinen Hauszeichen zum Einsatz kamen – nur eine einzige Künstlerin, Helene Hädelmayr-Graf, schaffte es, eine 23 m² große (abstrakte) Komposition aus Mosaik und Tonplatten, Titel: „Ornament“, öffentlich zu positionieren. Sie wurde 1961 an der Gemeindewohnanlage Frömmlgasse (auf der Feuermauer des Blocks auf ONr. 2) angebracht und ist noch heute gut sichtbar, nämlich in der Nähe einer Autobushaltestelle (Abb. Nr. 1).

Bei den anderen Kunstwerken hatten Frauen in Floridsdorf mehr Erfolg. So gibt es beispielsweise die 2,3 Meter hohe Zementguss-Plastik „Zwei Mädchen“ in der Anlage Prager Straße 93-99 von Luise Wolf (aufgestellt 1958), einen Brunnen mit 1,8 Meter hoher Bronzeplastik „Vegetative Form“ in der Brünner Straße bei Nr. 108 von Margarete Bistron-Lausch (aufgestellt 1966), oder Bronzeplastiken vor Volksschulen von Eva Mazzucco („Kindergruppe“, aufgestellt 1965 vor Berzeliusgasse 2-4) und Maria Bilger („Katzenfamilie“, aufgestellt 1969 vor Tomaschekstraße 44).

Die Sujets der Mosaike

Doch zurück zu den Mosaiken.  Es lohnt sich, einen Blick auf die Themen der Mosaikbilder (zunächst noch ohne die Hauszeichen) zu werfen.

Es ist interessant, dass in den Jahren um 1960 einige der später bekanntesten österreichischen KünstlerInnen für in Floridsdorf befindliche Werke der „Kunst am Bau“ tätig waren. Auf dem von 1956 bis 1960 zwischen Wasserpark und Floridsdorfer Hauptstraße errichteten Dag-Hammarskjöld-Hof haben sich gleich drei „phantastische Realisten“ mit Symbolbildern verewigt. Auf den Feuermauern zur Matthäus-Jiszda-Straße hin, gut aus der Straßenbahn zu sehen, wurden um 1959 die jeweils 17 m² großen Mosaikbilder „Der Morgen“ von Albert Paris Gütersloh, „Der Mittag“ von Anton Lehmden (Abb. Nr. 3) und „Der Morgen“ von Wolfgang Hutter angebracht. Doch auch Abstraktes wurde von bekannten Künstlern geschaffen:  „Abstraktes Ornament“ – ein Wandbild von Hans Staudacher an der Ostmarkgasse 52, angebracht 1958 (Abb. Nr. 2) – und „Der Raum in dem wir leben“ (Mosaik und Terrakotten auf einer frei stehenden Betonwand) von Rudolf Hausner in der Wohnanlage Justgasse 29 bei Stiege 16, aufgestellt 1965, sind zwei Beispiele.

Zu den beliebtesten Sujets in Floridsdorf, einem von der Donau geprägten Bezirk, gehören übrigens Darstellungen, die mit Gewässern zu tun haben:  so findet sich im Gemeindebau Justgasse 29, Ecke Ruthnergasse, auch eine frei stehende Betonwand mit einem Mosaik das Fische und Wasserpflanzen darstellt (Anton Krejcar, aufgestellt 1966). Ein Kormoran kommt in dem zu Beginn erwähnten Mosaik von Herbert Schütz vor, und auf dem kürzlich renovierten Pollak-Hof in der Prager Straße 31 ist bei Stiege 7 ein Wasservögel-Mosaik von Hans Stockbauer (um 1961) zu sehen. Das Lehmden-Bild „Der Mittag“ (s.o.) zeigt übrigens einen Rückenschwimmer, wahrscheinlich in der Donau, und eines der beiden 1955 entstandenen Mosaikbilder von Carry Hauser (ein antifaschistischer Künstler, der die Kriegszeit im Exil in der Schweiz verbracht hat) auf einem Gemeindebau in der Voltagasse 55 bzw. 57 zeigt einen Fischer (das zweite einen Hirten). Auch diese Bilder haben durch eine Fassadenrenovierung (2007-09) an Wirkung gewonnen. (Abb. Nr. 4).

Eines der historisch interessantesten Bilder ist jenes von Paul Meissner, dem späteren langjährigen Präsidenten der Wiener Secession, mit dem Titel „Planung und Aufbau eines Wohnhauses“, angebracht 1951 auf der Gemeindewohnanlage Leopoldauer Straße 107-113 (Abb. Nr. 5).  Es zeigt gleich zwei Wiener Bürgermeister (den scheidenden Theodor Körner und den kommenden Franz Jonas, der zuvor, von  1949-1951, Wohnbaustadtrat war) mit ArbeiterInnen und einem Architekten. In Floridsdorf ist dies das einzige großformatige Mosaikbild, das die in den frühen 50er-Jahren sehr beliebte Kombination Wiederaufbau + Arbeitswelt (die z.B. in einigen Sgraffiti über Hauseingängen der „Siedlung Jedlesee“ vorkommt) zeigt.

Abstrakte Darstellungen finden sich außer in der schon erwähnten Ostmarkgasse auch auf einem 1961 aufgestellten Pfeiler zum Gedenken an Henri Dunant (in der Dunantgasse beim Pollak-Hof), den Hans Robert Pippal gestaltete.

Nun aber zu den Hauszeichen:  Interessanterweise finden sich diese im 21. Bezirk nur in 5 Gemeindebau-Komplexen, solche mit Verwendung von Mosaiken kommen überhaupt nur an dreien vor – in der „Siedlung Jedlesee“ (errichtet 1949-55, an insgesamt 29 von über 130 Stiegen), in der sogenannten „Autokader-Siedlung“ an der Prager Straße (errichtet 1966/67, an insgesamt 34 von 56 Stiegen)  und in der weitläufigen Großfeldsiedlung (errichtet etwa zwischen 1967 und 1974, an 120 – erhalten sind noch 113 Objekte – von insgesamt 293 Gemeindebau-Stiegen).  Hier findet sich eine geballte Vielfalt an Motiven und Ausdrucksformen und, wie gesagt, auch viele weibliche KünstlerInnen waren daran beteiligt.

Das häufigste Motiv sind Tiere, und zwar noch bis in die späten 60er-Jahre hinein. Anfang der 50er-Jahre wird auch die Arbeitswelt abgebildet – vom Maurer über KleingärtnerInnen (Abb. Nr. 6) bis – dem damaligen Zeitgeist entsprechend – zur Hausfrau und Mutter. Dies tritt später in den Hintergrund, und neben Natur-Motiven (Pflanzen, Landschaften) und Symbolen wie Tierkreiszeichen oder Jahreszeiten tauchen auch immer mehr abstrakte Darstellungen auf. Um 1970 werden dann auch neue, originelle Sujets verwendet, wie z.B. die „Fabelfahrzeuge“ von Luzia Kellner in der Großfeldsiedlung (Abb. Nr. 8).

Mosaike auf privaten Wohnbauten

In Floridsdorf war der kommunale Wohnbau im vorigen Jahrhundert die meiste Zeit über eindeutig dominierend.  Um einen Eindruck von der künstlerischen Ausgestaltung bei privaten Anlagen aus dieser Zeit zu gewinnen (also v.a. Genossenschaftsbauten und Häuser mit Eigentumswohnungen), habe ich den Bezirk systematisch durchkämmt und wurde an einigen Stellen, wo ich es nicht vermutet hatte, fündig. PassantInnen werden wohl kaum glauben, an wie vielen kleinen Kunstwerken sie täglich vorüber gehen ohne es zu merken.

Mangels an (öffentlichem) Geld ist die Ausgestaltung bei den privaten Anlagen sparsamer. Freiplastiken gibt es kaum – und wenn, dann eher bei größeren  Bauträgern wie „Heimbau“ (Hof der Anlage Arnoldgasse 2, um 1982) oder GESIBA/JG (Rosa-Weber-Hof, Helmholtzgasse, um 1967).  Mosaike sind hier die eindeutig bevorzugte Kunstform.

Hauszeichen wie sie bei den Gemeindebauten vorkommen gibt es nur auf einer privaten Wohnanlage – dem „Felix-Hurdes-Hof“ der Genossenschaft „Frieden“ an der Kainachgasse in der Nordrandsiedlung, nahe der Grenze zu Gerasdorf. Dort finden sich an den 8 Stiegen Mosaike mit verschiedenen Sujets (Tag, Nacht, Tiere, spielende Kinder, etc.).  Aber viele Eingangstore sind mit Mosaiken verziert (Abb. Nr. 7) – oft an den schmalen Seitenwänden der Eingänge, rund um die Gegensprechanlage gezwängt (Beispiel: Leopoldauer Straße 16, um 1966), oder sogar über einer Garageneinfahrt (Angerer Straße 26, um 1961). Auch Supraportenbilder und Torfeldmosaike (Beispiel: Kuenburggasse 6, 1954) sind beliebt.

Interessant ist, dass die Mosaike bei den Privaten erst um etwa ein Jahrzehnt später gehäuft auftreten (also um 1961) und sich auch etwa ein Jahrzehnt länger halten (z.B. ist ein Mosaik des Bauträgers EGW in der Anton-Böck-Gasse 6 in Strebersdorf aus dem Jahr 1992) als bei der Stadt Wien, wo die beständigeren Mosaike schon um 1950 die Sgraffiti abzulösen begannen.  Am Auffallendsten ist, dass die Privaten oft Heiligen-Sujets verwenden (was wohl damit zusammen hängt, dass es auch kirchen-nahe Bauträger gibt), z.B. Franz von Assisi, den „Hl. Christophorus“ oder auch, auf einem Mosaik des Bauträgers „Schönere Zukunft“ aus 1982/83 in der Patrizigasse 9, Maria mit dem Jesuskind.  In der Bessemerstraße gibt es sogar ein „flammendes“ Mosaik rund um eine Gedenktafel für den kolumbianischen Befreiungstheologen Camilo Torres.

Ebenso bemerkenswert ist, dass auf privaten Wohnanlagen viel mehr auf die Geschichte Bezug genommen wird – sowohl auf Straßennamen (so gibt es in der Andreas-Hofer-Straße, in der Fultonstraße und in der Nordmanngasse Mosaikbilder die die jeweiligen „Namenspatrone“ darstellen) als auch auf historische Ereignisse wie z.B. Überschwemmungen, Kirchenerrichtungen oder Innovationen im Verkehrsbereich (erstes Dampfschiff, erste Eisenbahn, Dampftramway).

Insgesamt konnte ich übrigens (inklusive der 8 Hauszeichen) rund 30 Mosaike auf privaten Wohnanlagen im 21. Bezirk entdecken – und ich bin sicher, dass ich irgendwo noch welche übersehen habe. Manchmal gehen leider auch Mosaike im Zuge von Renovierungs- und Wärmedämm-Maßnahmen verloren, z.B. bei der Fassade des 1966-1968 errichteten und kürzlich sanierten Julius-Formanek-Hof in der Donaufelder Straße 38.

Vielleicht hat dieser Beitrag Sie, liebe/r Leser/in, inspiriert, in Ihrem Bezirk selbst „auf Erkundungstour zu gehen“.

Mag. Gerhard Jordan, hat Geschichte und Kunstgeschichte studiert und arbeitet als Europa-Referent im Grünen Rathausklub.  Er organisiert regelmäßig historisch-kulturelle Rundgänge, vor allem in Teilen des 21. Bezirks.

TERMIN:
Das Bezirksmuseum Floridsdorf, Prager Straße 33, 1210 Wien, eröffnet am 30. September 2012 um 11 Uhr die Ausstellung „Kunst am Bau in Floridsdorf“, gestaltet vom Verfasser dieses Beitrags. Einleitende Worte von Wohnbaustadtrat Dr. Michael Ludwig. Am Montag, den 15. Oktober um 17:30 Uhr findet im Bezirksmuseum eine Spezial-Führung durch die Ausstellung mit Dr. Berthold Ecker, Referatsleiter Bildende Kunst der MA 7, und Gerhard Jordan statt.

Anmerkungen:
(1)  Dass sie jedoch wenigstens im Bewusstsein einer kleinen interessierten Fach-Öffentlichkeit sind, ist dem Standardwerk von Irene Nierhaus „KUNST-AM-BAU im Wiener kommunalen Wohnbau der fünfziger Jahre“ (Böhlau-Verlag, Wien-Köln-Weimar 1993) zu verdanken.  Diesem, dem in der „Edition Volkshochschule“ erschienenen Buch „Mosaike an Wiener Gemeindebauten. Kunst am Bau im Wien der Nachkriegszeit“ von Elisabeth Corazza, Beate Lang und Frank M. Weber (Wien 2009) sowie den beiden Katalogen zu den MUSA („Museum auf Abruf“)-Ausstellungen „Die fünfziger Jahre“ und „Die sechziger Jahre“ (herausgegeben von der MA 7, 2009 bzw. 2011) verdanke ich wertvolle Anregungen für diesen Beitrag.
(2)  vgl. den Beitrag „Eine sehr österreichische Karriere“ von Manfred Wieninger im „Augustin“, Ausgabe 24 (24.8. – 6.9.2011), S. 24/25.
(3)  eigene Berechnungen auf Basis des Datenmaterials in Nierhaus 1993.